2000 – Das Happy Rizzi Haus in Braunschweig

In James Rizzis Bildern geht es vorwiegend um Menschen und ihr Leben, aber ebenso um die Lebenswelten, die sie bevölkern. Rizzis Idee: fröhliche Menschen brauchen eine ebenso fröhliche Umwelt, die nicht mit ihrer Freiheit konkurriert, sondern sie fördert. Angesichts dieses wahrhaft humanistischen Ansatzes überrascht es nicht, dass sich James Rizzi irgendwann nicht mehr damit begnügte, seine Vision einer fröhlichen Utopie zu malen, sondern anfing, sie auch im Großen umzusetzen.

Rizzis phänomenales Projekt des „Happy Rizzi Haus“ spiegelt nicht nur sein Streben nach einem fröhlichen Zusammenleben mit anderen Menschen, Tieren und Dingen wider, sondern zeigt auch, wie sehr Rizzi von Friedensreich Hundertwasser beeinflusst war, der sich bekanntlich ebenfalls um die Strukturen urbanen Lebens bemühte. So sehr Rizzi jedoch Hundertwassers Werk bewunderte, so sprechen seine Projekte doch ganz deutlich ihre eigene Sprache; sie spielen dezent auf das Werk des berühmten österreichischen Künstlers an, ohne ihn direkt zu zitieren.

Es war der Braunschweiger Galerist Olaf Jaeschke, der 1997 mit der Idee eines Rizzi-Hauses an James Rizzi herantrat. Er gewann den Architekten Konrad Kloster, ohne dessen architektonisches Können die umwerfende Doppelturm-Konstruktion nicht möglich gewesen wäre. So entstand ein Gebäude, das beides miteinander verband – das Bemühen um eine wahrhaft rizzi-hafte Erscheinung mit einem Haus, das der örtlichen architektonischen Tradition Rechnung trug.

Trotz Anklängen an Braunschweigs Geschichte und Tradition gelangte das Happy Rizzi Haus zu einer originellen und eigenständigen Architektur, die sowohl durch die Verwendung leuchtender Farben als auch ungewöhnlicher Formen besticht. Damit erstgenannte auch kommenden Generationen möglichst lange erhalten bleiben, wurden abwaschbare Acrylfarben verwendet. Das Gebäude selbst wurde aus vorgefertigten Baumaterialien hergestellt, die erst durch die Aufbringung der Wärmedämmung ihre rechteckigen Formen verloren und sich in eine vielschichtige Struktur unterschiedlicher Ebenen verwandelten. Über 300 Fenster wurden eingesetzt – einige von ihnen herz-, mond- oder blumenförmig; sie erlauben eine kindliche und gänzlich neue Sicht auf die Außenwelt. So hat sich Rizzis Versuch, eine phantasievolle Umwelt zu gestalten, nicht auf das Äußerliche des Hauses beschränkt. Die Tatsache, dass Kunst die architektonische Forma als solche beeinflusst, sorgt dafür, dass das Happy Rizzi Haus ein Kunstwerk von außen wie von innen geworden ist, selbst wenn der Künstler darauf verzichtet hat, auch im Inneren leuchtende und intensive Farben zu verwenden, um der Fantasie der Bewohner eigenen Gestaltungsspielraum zu lassen. Schließlich dringt Farbe durch die zahlreichen Fenster ins Haus, die innen wie außen stets neue Entdeckungen ermöglichen. Der Dachgarten mit seiner atemberaubenden Aussicht über Braunschweig stellt einen wunderbaren Abschluss nach oben dar.

Natürlich kann ein Projekt wie das des Happy Rizzi Hauses nicht ohne umfängliche Debatten umgesetzt werden. Das deutsche Baurecht kann recht streng sein, und die Tatsache, dass das Happy Rizzi Haus unmittelbar an die historische Altstadt grenzen sollte, weckte Befürchtungen, dass etwas allzu Fremdes ins Stadtbild einziehen sollte. Doch die Begeisterung, mit der Pro und Kontra abgewogen wurden und letztlich die Entscheidung für das Projekt fiel, zeigt, welche Wertschätzung die Braunschweiger dem Happy Rizzi Haus entgegenbrachten. Die Bauzeit betrug rund zwei Jahre, so dass das Haus im Jahre 2000, zeitgleich mit der EXPO in Hannover, seiner Bestimmung übergeben werden konnte.