1997 – Der Rizzi-Bird – 40 Jahre Condor

James Rizzis Kooperation mit Condor war sein erstes Großprojekt in Deutschland – und groß war es in jeder Hinsicht:

ein fliegendes Kunstwerk von 47 Meter Länge, 90 Tonnen schwer, mit einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 1000 km/h und gebaut für Extremkonditionen wie Temperaturen bis – 50° Celsius. Dieser gewaltige Maßstab war nicht nur eine neue Erfahrung für James Rizzi, sondern auch ein Blick in die Zukunft des Flugzeugbaus – man bedenke, wir befinden uns im Jahr 1996, also in einer Zeit, in der farbenfrohe und sorgsam designte Flugzeuge, wie wir sie heute kennen, noch Zukunftsmusik waren.

Es war genau dieser Wunsch, Grenzen auszuloten, der der Antrieb hinter der Condor-Ausschreibung war. Condor bat mehrere anerkannte Künstler um Ihre Entwürfe und sandte jedem von ihnen ein Tonmodell einer Boeing 757 zu. Ein Gremium musste schließlich den Siegerentwurf auswählen – und man entschied, dass Rizzis Entwurf nicht nur das schönste Geschenk sei, dass Condor seinen Kunden machen konnte, sondern auch am besten das Image der Lufthansa-Tochter verkörperte.

Die technische Umsetzung des Rizzi-Entwurfes stellte die Techniker vor einige Herausforderungen – vom Mischen der Farben bis zur entwurfs- wie fluggerechten Lackierung. Während eine normale Lackierung fünf Tage dauert, vergingen drei Wochen, bis der Rizzi-Bird fertig war. Nachdem die Boeing von der Frankfurter Bürgermeisterin Petra Roth getauft worden war, hob sie schließlich am 29. März 1997 von München aus zu ihrem Jungfernflug nach Tel Aviv ab.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es ausgerechnet die große Popularität des Rizzi-Birds war, die dazu führte, dass die Maschine nach Ablauf der üblichen vier Jahre, nach denen jeder Flugzeuglack erneuert werden muss, trotz einer Unterschriftenaktion wieder neutral lackiert wurde. Der Grund dafür war, dass kein Passagier die Maschine betrat, der sie nicht vorher von allen Seiten bewundert und fotografiert bzw. gefilmt hatte. Das führte zu permanenten Verspätungen, die den Rizzi-Bird trotz des Imagegewinns letztlich unrentabel für die Fluggesellschaft machte.